Als Tom und ich von der Gambia-Rallye zurückkehrten und wir nicht nur erkannten, dass wir dauerhaft Gefallen an dieser Art der Freizeitgestaltung finden würden, sondern auch dass die Gesellschaft des jeweils anderen dabei durchaus zu ertragen und zuweilen sogar von praktischem Nutzen ist (grins), fassten wir schnell den Plan, das Ganze zu wiederholen. Mit kleinen Veränderungen natürlich.
Do it yourself!
Unser nächster Roadtrip sollte sich irgendwo im zentralasiatischen Raum abspielen, darüber waren wir uns schnell einig. Unsere Neugier für dieses Fleckchen Erde wurde von der berühmten Mongol Rally geweckt, die zu den bekanntesten Charity-Rallyes weltweit gezählt werden kann. Und instinktiv waren wir sofort geneigt, uns dort einfach einen Platz für die 2019er Rallye zu ergattern.
Als wir jedoch feststellten, dass wir für die umgerechnet 800 Euro Startgeld im Grunde nur unsere Startnummern, T-Shirts und die Teilnahmeberechtigung für diverse Parties entlang der Route bekommen würden, wurde unsere Begeisterung schnell von dem Gedanken verdrängt, es lieber auf eigene Faust zu probieren.
Das hat nämlich einige Vorteile:
- Das Startgeld bleibt in der eigenen Tasche. Naja, nicht wirklich. Am Ende gibt man es auch nur zum Feiern aus, aber zumindest kann man sich die Partygäste selbst aussuchen.
- Man kann den Zeitraum und die Route frei wählen. Kauft man sich stattdessen in eine fremdorganisierte Rallye ein, ist der Starttermin vorgegeben und manchmal auch Teile der Route.
- Freie Fahrzeugwahl. Zahlreiche Rallyes setzen bestimmte Rahmenbedingungen, die nur den Abenteuerfaktor und den Nervenkitzel erhöhen, aber nicht unbedingt die Erfolgschancen
(z.B. maximal 1 Liter Hubraum).
Aber ganz gleich, ob man nun seine eigene Rallye auf die Beine stellt oder irgendwo mitfährt, in beiden Fällen gibt es eine Menge an Vorkehrungen zu treffen. Wir möchten in diesem Beitrag auf diejenigen eingehen, die unbedingt vor der Abreise geregelt sein sollten, weil sie sonst zum kompletten Showstopper werden können. Die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen gehört beispielsweise nicht dazu, weil solche Dinge immer auch unterwegs besorgt werden können.
Hier die vier wichtigsten Dinge, die man vor dem Start einer Charity-Rallye geregelt haben sollte.
1. Verbleib der Fahrzeuge
Gesetzt den Fall, dass das Ziel der Rallye ungleich dem Startort ist, stellt sich eine wichtige Frage: Was geschieht mit den Fahrzeugen nach Ankunft am Ziel? Hier gibt es zwei Optionen. Entweder man organisiert den Rücktransport (z.B. per Bahn oder Schiff), was je nach Entfernung schnell mehrere Tausend Euro kosten kann.
Oder die Fahrzeuge werden vor Ort verwertet, sprich verkauft oder verschrottet. In beiden Fällen muss man sich vor Abreise mit den örtlichen Zollbestimmungen auseinandersetzen, da es sich um eine Einfuhr von Gütern handelt, die bei derartigen Werten in der Regel mit Gebühren behaftet ist. In unserem Fall kommt noch hinzu, dass nur Fahrzeuge ab dem Baujahr 2007 in Tadschikistan eingeführt werden dürfen, was die Suche nach geeigneten (d.h. erschwinglichen) Modellen deutlich erschwert.
Plant man, beim Verkauf der Fahrzeuge einen Gewinn einzustreichen, sollte man sich außerdem genau erkundigen, welche Modelle im Zielland überhaupt gefragt sind. Für Tadschikistan heißt das vor allem Opel und Mercedes sowie Hyundai und Toyota. Das grenzt die Fahrzeugsuche gleich erheblich ein.
Auch gutgemeinte Geschenke von Verwandten oder Freunden können am Ende ein schlechtes Geschäft sein, wenn man sie unter Wert verkaufen muss und vom Erlös noch den Zoll bezahlen darf. Das gilt vor allem dann, wenn die Heimreise bereits geplant ist und man nicht viel Zeit zum Verkauf des Fahrzeugs hat.
2. Visa
Wichtiger als alles andere (sogar wichtiger als funktionierende Autos) sind gültige Visa-Papiere. Auch wenn diese in vielen Fällen gar nicht mehr aus Papier sind, sondern nur noch elektronisch vorliegen. Aber ohne die Genehmigung zur Einreise in das Land ist der Ausflug leider schneller vorbei als er begonnen hat.
Wer Tom und mich kennen sollte, weiß bereits, dass wir anspruchsvolle Herausforderungen zu schätzen wissen, und wird daher nicht überrascht sein, dass wir uns gleich für die erste selbstorganisierte Rallye ein paar Länder ausgesucht haben, deren Visa-Formalitäten nicht ganz ohne sind.
Visa sind auf unserer gesamten Route Dank unseres deutschen Reisepasses nur für die folgenden vier Länder nötig:
- Aserbaidschan
- Iran
- Turkmenistan
- Tadschikistan
Und wie bereits für die Rallye an sich stellten wir uns auch hier die Frage, ob wir die Visa selbst organisieren oder besser organisieren lassen. Und die Antwort liegt irgendwo in der Mitte.
Die schwierigen Fälle
Für die schwierigen Visa-Anträge, und damit meine ich Turkmenistan und Iran, werden wir die Dienste einer Visa-Agentur in Anspruch nehmen. Dadurch werden diese Visa zwar etwas teurer, aber im Gegenzug wird die Bürokratie für uns deutlich erleichtert.
Zur Beantragung eines Iran-Visums benötigt man so etwas ähnliches wie eine Einladung (eine sog. Visa Grant Notice), welche vom iranischen Außenministerium ausgestellt wird. Visa-Agenturen erledigen diesen Teil automatisch mit.
Für Turkmenistan kommen wir mit einem Transitvisum aus, welches zum Aufenthalt von fünf Tagen berechtigt. Dadurch entfällt die Notwendigkeit der Einladung (Letter of Invitation) und günstiger ist es obendrein auch. Die Dienste einer Visa-Agentur verwenden wir hier vor allem, um die Chance zu erhöhen, dass alle Anträge aus dem Team genehmigt werden und nicht einzelne aufgrund von Formfehlern oder einfach aus Willkür abgelehnt werden, was vielen Berichten zufolge leider gängige Praxis ist.
Wir haben im Vorfeld bereits mit einigen Visa-Agenturen Kontakt aufgenommen, darunter visumpoint.de, servisum.de und buch-dein-visum-de. Wenn auch nicht die günstigste im Feld, fiel unsere Wahl letztlich auf buch-dein-visum.de, weil sie nicht nur kompetent und hilfsbereit auf all unsere Fragen geantwortet hat, sondern auch eine einfache und nachvollziehbare Preisgestaltung besitzt.
Die einfachen Fälle
Die Visa für Aserbaidschan und Tadschikistan kann man mittlerweile sehr unkompliziert als sogenannte eVisa über sehr modern gestaltete Online-Formulare beantragen.
- eVisum Aserbaidschan (23 USD): https://evisa.gov.az/de
- eVisum Tadschikistan (50 USD): https://www.evisa.tj
Für Tadschikistan müssen wir lediglich darauf achten, für weitere 20 USD die sogenannte GBAO-Erlaubnis mitzubestellen, die wir benötigen, wenn wir über den Pamir-Highway in die autonome Provinz Berg-Badachschan fahren, was unbestritten eines der Highlights unserer Route sein wird.
Da beide Visa nur kurze Bearbeitungszeiten von wenigen Tagen benötigen und weit im Voraus beantragt werden können, ist die Hilfe einer Visa-Agentur hierfür nicht unbedingt nötig.
3. Carnet de Passages
Für einige Länder auf dieser Welt benötigt man zur Einreise mit dem Fahrzeug zusätzlich ein sogenanntes Carnet de Passages. Dieses Dokument erlaubt die vorübergehende zollfreie Einfuhr des Fahrzeugs und ist auf unserer Route nur für den Iran notwendig.
Im Deutschland wird dieses Dokument üblicherweise vom ADAC ausgestellt und ist neben einer Bearbeitungsgebühr von 210 EUR mit der Hinterlegung einer Kaution (oder einer Bankbürgschaft) verbunden, deren Höhe sich nach dem Zeitwert des Fahrzeugs richtet. Bis zu einem Zeitwert von 7.500 EUR beträgt für den Iran die Höhe der Kaution 5.000 EUR.
Notiz an mich: Es wird höchste Zeit, mal ein Wörtchen mit der Bank meines Vertrauens zu wechseln, da ich so viel Geld leider nicht zufällig herumliegen habe.
Diese Sicherheit wird übrigens verwendet, um eventuelle Zollschulden zu begleichen, sollte man das Fahrzeug unerlaubterweise im carnet-pflichtigen Land zurücklassen. Möchte man die Kohle nach der Reise also zügig wiederhaben, muss man penibel darauf achten, dass man bei der Ein- und Ausreise alle Stempel auf sein Carnet erhält, um dem ADAC beweisen zu können, dass man die Karre nicht in irgendeiner Wüste abgestellt hat, wo sie jetzt vor sich hinrostet.
Und da wir mit den Fahrzeugen nicht wieder ins Heimatland zurückkehren, sondern diese ja in Tadschikistan bleiben, müssen wir stattdessen unbedingt die Zollbelege von dort heil nach Hause bringen, da diese der einzige Beweis über den rechtmäßigen Verbleib unserer Boliden im Ausland sind. Können wir bei der Rückkehr kein ordnungsgemäß gestempeltes Carnet vorlegen, behält der ADAC die Kaution nämlich solange ein, bis die üblichen Verjährungsfristen für Zollforderungen aus dem Ausland verstrichen sind.
4. Vorsorge für den Krankheitsfall
Lassen wir den Papierkram nun mal beiseite und sorgen uns mehr um unsere Gesundheit. Jeder, der schon mal einen anderen Kontinent besucht hat, weiß um die Wichtigkeit von Vorsorgeimpfungen und Auslandskrankenversicherungen mit Rücktransport. Letztere sind heutzutage schnell und sehr günstig online abzuschließen und absolute Pflicht für jeden Rallye-Enthusiasten.
Impfungen
Auf der Seite tropeninstitut.de kann sich jeder kostenlos informieren, welche Impfungen für sein Reiseziel empfohlen sind. Abgesehen von den drei üblichen Verdächtigen
- Tetanus (Wundstarrkrampf),
- Diphtherie und
- Hepatitis A
die praktisch auf der ganzen Welt vorkommen können und gegen welche man sich überall in Deutschland impfen lassen kann, sind für das Gebiet Zentralasien außerdem
- Malaria und
- Tollwut
empfohlen. Von unserer Gambia-Tour wissen wir bereits, dass zur Behandlung von Malaria-Infektionen die Einnahme von Tabletten genügt, die man nur mitführen muss. Eine Prophylaxe ist nicht unbedingt notwendig. Zu überlegen wäre eine Impfung gegen Tollwut, was bei der gegenwärtigen Impfstoffknappheit allerdings ein Problem darstellt.
Naja, die beste Vorsorge wird sein, sich von Hunden usw. einfach fernzuhalten.
So, nun wisst ihr, womit wir uns herumärgern müssen, bevor der spaßige Teil der Rallye beginnen kann. Falls ihr Erfahrung mit solchen Unternehmungen habt, dann lasst es uns wissen. Wir freuen uns über jeden Kommentar.
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